Jazzhausjournal September 1998

jjokt98g.jpg (46855 Byte)Editorial

Miles Davis’ Footprints and More Jazz in September

Columbia Records hat sich entschlossen, nachdem großartigen Erfolg ihrer letzten Miles Davis/Gil Evans Box, die nicht weniger als drei Grammy’s gewann, ein weiteres "Super Deluxe 6-CD Set" über die Columbia Studio Recordings eines der schönsten Miles Davis Quintette aller Zeiten vorzulegen, sein "2nd Great Quintett", nach den Zeiten mit John Coltrane und Cannonball Adderley und der Zusammenarbeit mit Gil Evans. Wayne Shorter am Tenorsaxophon, der damaligen Musical Director a.D. von Art Blackey and the Jazz Messengers, Herbie Hancock, ein junger Jazz-Pianisten mit "Touch" und Experimentierfreude, Ron Carter, der Ausnahmebassist mit seinen 27 Jahren der Senior (!) der Gruppe und der zu Anfang gerade mal 17-jährige Drummer Tony Williams, der nach Philly Joe Jones "Zustimmung" zum Quintett stieß, waren die Mitglieder dieser bahnbrechenden Formation. Das nicht nur für die Sammler opulent ausgestattete CD-Set, mit buchbinderischer Kunst gefertigt ist auch ein Augenschmaus und heißt schlicht: ‘Miles Davis Quintett 1965-68’ (Columbia 7464 67398).

"I knew right away that this was going to be a motherfucker of a group" sagt Davis, in seiner gewohnt eleganten Ausdrucksweise, die Alben ‘E.S.P.’ (CS 9150), ‘Miles Smiles’ (CS 9401), ‘Sorcerer’ (CS 9532), ‘Nefertiti’ (CS 9594), ‘Miles In The Sky’ (CS 9628), ‘Files De Kilimanjaro’ (CS 9750), und Auszüge von ‘Water Babies’ (C 34396), ‘Circle In The Round’ (KC2 36278), ‘Directions’ (KC2 36474) und ‘The Columbia Years (1955-1985)’ (C4K 45000) sind auf dieser Box verewigt und stehen für: "...the greatest single transition of musical style in all of modern jazz. This music represents a total group effort, one containing unprecedented musical interaction and interdependance". So schreibt u.a. der Musikwissenschaftler und "Miles-Davis-Doktorand" Todd Coolman in dem großartigen, 116 Seiten umfassenden Booklet. 13 bisher unveröffentliche Aufnahmen, ein neu entdeckter Track, eine minutiös angefertigte Dicographie über diese Periode und großartige 20-Bit digitally remixed und remastered "Miles Music" treiben dem Davis-Freund buchstäblich die Tränen der Freude in die Augen. "I will say that the situation with Miles, the level of musicianship was so high that you either had to rise to the occasion or you better get another job" sagte Hancock in einem Interview mit Todd, wie besser kann man beschreiben, zu welch phantastischer Musik dieses Quintett unter den gestrengen Augen des Maestros fähig war, "I was just the leader who put us all together" schreibt Davis vielsagend in seiner Autobiographie. Diese Box darf keinem Jazz-Freund fehlen.

Zurück zu den weniger epochalen, aber nicht minder interessanten Jazz-Veröffentlichungen der Gegenwart. Hancock sagt heute selber, daß weder Miles Davis mit ‘Bitches Brew’, noch er selbst mit dem 1974 veröffentlichten ‘Headhunter’ die "Mutter aller Fusion" gespielt hätten, dieser Verdienst gebühre einem Trio um Tony Williams, John McLaughlin und Larry Young, lang bevor ‘Bitches Brew’ veröffentlicht wurde. Leider kann ich nicht schreiben, ob und wann diese Trio-Aufnahmen in New Yorks Club "Ungano" veröffentlicht wurden, ich kann aber freudig verkünden, die "The Headhunters" sind 25 Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung aber in neuer Formation wieder da mit ‘Return Of The Headhunters’, (Hancock Rec./ Verve 539028-2), einem wunderbar groovenden Fusion-Set auf Hancocks eigenem neuen Label. Der Saxophonist, Baßklarinettist und Flötist Bennie Maupin, das Rhythmus-Duo, seit vielen Jahren zusammen spielend, Bassist Paul Jackson und Drummer Mike Clark, der Percussionist Bill Summers und der Keyborder Billy Cilds bilden den Kern der Band, der "Spiritus Rex" Herbie ist bei rund der Hälfte der Songs mit von der Partie, sonst noch die, leider in der Versenkung abgetauchte, hochtalentierte Patrice Rushen und Darrell Smith an Piano, der französisch stämmige Girarrist JK, singen hört man (endlich mal richtig gut) N’dea Davenport und den Rapper Trevant Hardson. Welcome back The Headhunters!

Lee Ritenour ist als Gitarrist wahrscheinlich von ähnlicher Omni-Präsenz in den Musikstudios dieser Welt, wie der Perkussionist Paulinho Da Costa. Der Fusion-Guru hat mit allen gespielt, die Rang und Namen haben, ist zuhause im Jazz, R&B, Funk, Soul, Rock oder Pop. ‘This Is Love’ ist seine neue Solo-CD (Verve/Motor Music 557 290-2), mit vielen alten Bekannten, wie dem Saxophonisten Ernie Watts und Bill Evans, den Keybordern Bob James und Ronnie Foster, den unter Wert "gehandelten" Sessionsängern Lisa Fisher, von Vandross’ Ehren, und Phil Perry. Oh, natürlich ist Da Costa auch an Bord, bei dieser Mixtur aus Covern und eigenen Kompositionen, einer Melange aus Klassik, Jazz, Reggae, Funk, Soul und straight forward Pop. Sonny Rollins steht Pate bei den besten Jazz-Tracks "Alfie’s Theme" und "Street Runner". Für den Sommer, zuhause auf dem Balkon, gefällt auch den Nachbarn etc..

1996 hat der Trompeter, Flügelhornist und Bandleader Gary Barone, in Freiburg nicht erst seit seinen Auftritten bei Waldi Heidepriems Jazzballaden Projekt (26.04.1998 im Jazzhaus) oder Waldi Heidepriems, schon jetzt legendärer, Horace Silver Hardbop Session (23.11.1997 im Jazzhaus) bestens bekannt auch durch seine Lehrtätigkeit an der Jazz & Rockschule Freiburg, ein Quartett gegründet, die "Space Jazz" spielt, eine Mischung aus Mainstream, Neo-Bebop mit Funk, Acid-Jazz und lateinamerikanischen Rhythmen. Alle Cuts auf der neuen CD "Open Fields" (Waterpipe Records) sind von Barone und seinem Keyborder Andy Herrmann. Der Drummer und Perkussionist Frank Hammer und der Bassist Stephan Schwenk komplettieren das innovative Quartett, das man übrigens am 20.09. im Jazzhaus hören kann. Das vielseitige Set macht großen Spaß und unterstreicht die Virtuosität Barones.

Zum Schluß gibt’s jetzt noch ‘Schmittke-Dimesions In Massive Jazz featuring Gary Barone’ (House Master Records LC 5699; Fax: 030-4447318). Ebenfalls 1996 hat der Freiburger Gitarrist Gerhard Schmitt, derzeit in Berlin lebend und arbeitend, ein Quartett zusammengestellt, das mit Tom Müller am Saxophon, Markus Blüml am Bass und Lukas Knöfler an Drums, Gary Barone als Solist am Flügelhorn featured. Die Kompositionen von Schmitt und Müller von groovendem Funk, rockigen Fusion-Cuts, über jazzige Balladen zu experimentellen Sounds a la ‘Return To Forever’ zeichnen sich allesamt durch viel Drive und große Improvisationskunst der Solisten aus.

Let The Jazz Rule Supreme, Ihr

Christian H. Hodeige

 

Programm September 1998

Dienstag 1
Mittwoch 2 21:00 30 DM Salsa aus Cuba
Giraldo Pilato; 8Klimax
Donnerstag 3 21:00 7 DM Dixie Session
Freitag 4 22:00 7 DM Summer Of Love
60's/70's Dance Party
Samstag 5 22:00 7 DM Funky Dance Night
Sonntag 6 21:00. frei Session time
featuring: Hanna Schüly
Montag 7
Dienstag 8
Mittwoch 9 21:00 18 DM Universal Congress of:
Melodicas vs. Kool Ade Acid Test
Donnerstag 10 21:00 7 DM Dixie Session
Freitag 11 22:00-3:00 Funky Dance Night Special
DJ Norman Jay (London)
Samstag 12 22:00-3:00 7 DM Funky Dance Night
Sonntag 13 16:00
21:00
frei Senioren Salon Orchester
Session time
featuring: Arno Pfünder
Montag 14 Geschlossene Gesellschaft
Dienstag 15 21:00 16 DM Folk&Blues Club:
Faubourg au Boignard
Mittwoch 16 Geschlossene grenzenlose Gesellschaft
Kongress für Soziologie Party 98
Donnerstag 17 21:00 14 DM Papa Klaus Dixie Jazzmen
Freitag 18 21:00 24 DM Hip Hop
Fischmob
anschl. Hip-Hop Disco mit Lazer Possee Freiburg
Samstag 19 22:00 10 DM Funky Dance Night Special
Mojo Club Hamburg
Sonntag 20 21:00 frei Session time
featuring: Klaus Müller
Montag 21 21:00 14 DM Jazz & Rock Schule Freiburg
Gary & The Space Band
feat.: Gary Barone
Dienstag 22
Mittwoch 23 21:00 24 DM Krautrockurgestein:
Guru Guru
Donnerstag 24 21:00 14 DM New Orleans Experience
Freitag 25 22:00-3:00 15 DM Different Drummer Label Party
Euphonic (live) & Painted Van (Dj)
Samstag 26 22:00 7 DM Funky Dance Night
Sonntag 27 21:00 20 DM Kinderhilfswerk Terre des Hommes Benefitsveranstaltung
Salto Vocale
Montag 28 21:00 10 DM Recital der Jazz & Rock Schule
Dienstag 29 21:00 22 DM Ian Matthews & The Swine Lake Band
Mittwoch 30 21:00 5 DM Salsa Party
La Noche de la Salsa

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