Editorial
Es ist jetzt über ein Jahr her, daß sie starb, an einem tragischen Autounfall in Paris. Mindestens die Hälfte der englischen Nation spielte für kurze Zeit verrückt. Die Hauptstadt London war Schauplatz einer Massentrauer, wie sie die ehrwürdige Nation bisher nicht erlebt hatte. Gleichzeitig fand eine hitzige Debatte über das englische Königshaus und das "wahre" Gesicht der Engländer statt. Männer, in blauen Anzügen weinten in der "Tube", Frauen in Marks&Spencer-Jacken erklärten jedem, der es hören wollte, wie sehr sie von der Königin und ihrem Verhalten die Nase voll hätten, Kinder stritten mit ihren Eltern über englische Erziehungsideale. Völlig "normale" Mitbürger, die eine Vision von Diana in einem Portrait von König Charles I im St.James Palace gesehen haben wollen, der Geruch Tausender verwelkter Blumen in Plastikverpackungen, das krampfhafte Bemühen britischer Armeeoffiziere, den passenden Gesichtsausdruck zu Elton Johns "Candle In The Wind" in Westminster Abbey aufzusetzen, die "Königin der Herzen" als plötzliche Jeannne dArc der "kleinen Leute" in fast jedem Presseorgan. Viele erinnern diese Bilder.
Diana-Land ist anders, als das victorianische Britannien mit seiner "stiff upper Lip", seinen unterkühlten Mitgliedern der königlichen Familie, seinem zur Schau gestellten Bollwerk des weißen angelsächsischen Gesellschaftsideals. Gerade in London ist die Veränderung zum Greifen nahe, die heutige englische Öffentlichkeit ist eine Spur weicher, emotionaler, offener und um einiges bunter geworden. Nicht nur bei der Fußballweltmeisterschaft konnte man die neuen multi-kulturellen Wirklichkeiten in England, Holland oder Frankreich studieren, Diana war, wie Andrew Marr im Guardian am 22.08.1998 schreibt: "the Queen of another country, ...the patron saint of the pierced people who are all around us."
Natürlich war Diana nicht die Ursache für dieses neue, sich von "Charles und seinen Verhaltensweisen" emanzipierende England, aber ihr jäher Tod und die Unfähigkeit der Königin, damit umzugehen, war der berühmte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Plötzlich war es nicht mehr schick sich zu jeder Zeit völlig unter Kontrolle zu haben, nur keine Emotionen zu zeigen und sich, immer unterkühlt, in ständig näselnden Zynismen zu bewegen. Die Welt wurde Zeuge, daß eine Nation plötzlich in ganz anderer Weise vorführte, wie sie sich fühlte. Die neue Rolle der Frauen, die ständig wachsende Zahl der ethnischen "Minoritäten" in England, das Reklamieren neuer, bis dato un-britischer "Freiheiten" in einer traditionellen weißen Männergesellschaft, das heutige öffentliche Schmusen von Charles und seinen beiden Söhnen, das jetzt fast tägliche Outen von Camilla, die schottische Unabhängigkeit, der zu greifende Frieden in Nordirland, wie schreibt Marr: "Dianas death changed the country." Nirgendwo war und ist es so offensichtlich, wie in London, der zur Zeit sicher spannendsten Hauptstadt Europas. Grund genug für ein paar Tips.
Der angesagteste Musikclub ist nicht mehr "Ronnie Scotts", sondern das "Jazz Cafe" in, very trendy, 5 Parkway, Camden Town (0171- 344 0044). Die innere Struktur der Räume ist eher ungeeignet für einen Veranstaltungsort, das biedere Mobiliar trägt auch nicht zur Verbesserung des ersten Eindrucks bei, wenn man gut sitzen will, muß unbedingt im "Restaurant" auf der Gallerie vorbestellt werden, sonst kann es passieren, daß man sich in einem Winkel der Bar wiederfindet, in dem man nichts sieht, viel hört, meist aber nichts von der Musik. Das "Jazz Cafe" setzt auf zeitgenössischen Jazz und angrenzende Gebiete. Ich hatte das Glück, dort den Pan-Afrikanischen Guru des World Jazz, Pharoah Sanders zu hören. Im Glitzerjacket, mit langem, schlohweißen Bart, zeigte der ehemalige Coltrane Partner, in Quartett-Besetzung, wie er von rauhem Hard-Bop bis zum samtweichem "Cathedral-Sound" seiner Weltmusik, zu einem der Helden der Nu-Skool Jazz-Heads "wiederentdeckt" wurde. Seine straighten R&B Stücke, mit einem typischen feel-good, "heisseren" Saxophon-Sound haben mir die Nackenhaare aufgestellt. Hoffentlich ist Pharoah Sanders und sein Quartett, mit William Henderson an Piano, Alex Blake an Bass und Grey Bandy an Drums, bald im Jazzhaus zu hören. Natürlich ist "Ronnie Scotts" auch nach dem Tod seines Gründers immer noch einer der besten Jazzclubs der Welt.
In den letzten Jahren hat sich London auch zu einem kulinarischen Mekka entwickelt, dessen Restaurantszene keinen Vergleich zu scheuen braucht. Wie immer, man muß sich informieren und sollte tunlichst die viersprachigen Touri-Menüs um Leicester Square meiden. Der Food Guide von "Time Out" ist immer noch die verläßlichste Quelle einer "Küchensituation", die an Vielfalt kaum noch zu überbieten ist, sich aber jedes Jahr ändert.
Ein neuer Geheimtip ist das indische Restaurant "Tamarind", 20 Queen Street, (0171- 499 5034). Viele Inder sagen, daß man in diesem sehr stilvoll dekorierten Kellerlokal die indische Küche besser erleben kann, als in ihrem Heimatland. Uneingeschränkt empfehlenswert! Die moderne britische Cousine wird im "The Square", 6-10 Bruton Street, (0171- 495 7100) gepflegt. Mit californischen und französischen Einflüssen garniert, wird hier das neue englische Selbstbewußtsein auch im Kochtopf vorgeführt. Teuer, aber ein Erlebnis! Ansonsten ist die Mutter aller Nudeltempel, "Wagamama", 10a Lexington Street, (0171-292 0990) für alle einen Besuch wert. Für jeden Geldbeutel und garantiertem Fun.
"Aint No Mountain High Enough", der alte Motown Klassiker von Marvin Gayes, Tammi Farrells und Dianna Ross Ehren, ist zur Zeit der Hit in swinging Club-London schlechthin. Jocelyn Brown, die wohl verkannteste aller Soul-Diven, "the greatest garage vocalist ever", hat diesem wunderschönen Song neues Leben eingehaucht, und wie! Lust auf London?
Schöne Tage, Ihr
Christian H. Hodeige
Donnerstag 1 | 21:00 | frei | Dixie Stammtisch Session |
Freitag 2 | 21:00 24:00 |
18 DM | Komputer
(Elektro) The Green Mosquito Club (Electro Disco) |
Samstag 3 | 22:00 - 3:00 | 7 DM | Funky Dance Night |
Sonntag 4 | 16:00 -
18:00 21:00 |
frei | Tanztee Session time |
Montag 5 | 21:00 | 6 DM | Jazz &
Rockschule Freiburg Smart Dogs / The Pleasure |
Dienstag 6 | 21:00. | . | Larry Conklin |
Mittwoch 7 | 21:00 | 18 DM | Jazz &
Klassik Die Anarchistische Abendunterhaltung |
Donnerstag 8 | . | . | Geschlossene
Gesellschaft der Universitäts-Kinderklinik |
Freitag 9 | 21:00 24:00 |
32 DM | Jazzkantine
; Support: Dicht The Green Mosquito Club: DJ Raimund Flöck |
Samstag 10 | 22:00 | . | Funky
Dance Night Spezial: DJ Andy Smith (Portishead) |
Sonntag 11 | 10:00 - 16:00 21:00 |
frei | Swatchbörse Jazz meets RB |
Montag 12 | 21:00 | frei | Jam
Session der Jazz & Rockschule Freiburg |
Dienstag 13 | . | 18 DM | Porno.-Tour: Lemonbabies |
Mittwoch 14 | 21:00 | . | Mangelsdorff - Dauner - Quintett |
Donnerstag 15 | 21:00 | . | Original Hallelujah Stompers |
Freitag 16 | 22:00 24:00 |
20 DM | Pistepirkko The Green Mosquito Club (Elektro, Drum'n Bass, TripHop) |
Samstag 17 | 22:00 | 7 DM | Funky Dance Night |
Sonntag 18 | 21:00 | . | The Fruits of Action |
Montag 19 | 21:00 | 7 DM | Semestereröffnungsparty Teil 1 |
Dienstag 20 | 21:00 | 7 DM | Semestereröffnungsparty Teil 2 |
Mittwoch 21 | 21:00 | . | Häns'che Weiss Duo |
Donnerstag 22 | 21:00 | 28 DM | Come as
you are, From Graveland: The King! |
Freitag 23 | 22:00 - 3:00 | 10 DM | The Green
Mosquito Club Dee Jay Punk Roc (Hiphop, Bigbeat Party) |
Samstag 24 | 10:00 - 16:00 21:00 |
25 DM | CD- und Schallplattenbörse Nils Landgren Funk Unit anschl.: Funky Dance Night |
Sonntag 25 | 16:00 -
18:00 21:00 |
frei | Tanztee Session time |
Montag 26 | 21:00 | 6 DM | Newcomer-Konzert
der J&RSF Scrooved / Fresh Daily |
Dienstag 27 | 21:00 | . | The new
Brasilian Popstar: Daude |
Mittwoch 28 | 21:00 | . | Der neue
deutsche Popstar: Gautsch |
Donnerstag 29 | 21:00 | . | Simon Holiday |
Freitag 30 | 21:00 24:00-4:00 |
18 DM 10 DM |
Calexico The Green Mosquito Club: Dope on Plastic (DJs Scott Hendy & John Stapleton) |
Samstag 31 | 22:00 - 3:00 | 7 DM | Funky Dance Night |