Jazzhausjournal September 1997

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10 Jahre Freiburger Jazzhaus - Das Jubiläumsprogram

Dieses Jahr feiert das Freiburger Jazzhaus seinen 10. Geburtstag. Dieses in jeder Beziehung ungewöhnliche Jubiläum, manche haben anfangs der Institution noch nicht ‘mal zwei Jahre Überlebenschance eingeräumt und welcher Club hat schon eine Jazz-Ikone namens Waldi Heidepriem zum Vorsitzenden, ja dieses Jubiläum ruft nach einem besonderen Festival-Program. Trotz knappen Kassen, in der Hoffnung, noch den ein oder anderen Sponsor zu finden, haben sich die Macher an ein dem Anlaß würdiges Programm herangewagt, daß jedem internationalen Vergleich standhält. Wichtig ist, das sich jeder Leser dieser Zeilen die Konzertdaten schon mal vormerkt und daß "die Hütte" an den bis jetzt geplanten 15 "Special Dates" voll wird. Nur über ein reges Besucherinteresse kann sich ein solches Programm "finanzieren". Also kommen!

Sie hat es zwar noch nicht zu einem Eintrag in den "New Grove Dictionary Of Jazz" gebracht und doch gilt die Cousine von George Duke, Dianne Reeves, als die wahre Erbin von Ella, Carmen oder Sarah. In Deutschland ist Cassandra Wilson zwar viel bekannter, doch "die marschiert zu einem völlig anderen Beat" sagt Reeves über ihre geschätzte Labelkollegin (Jazzthing, Nr.9). Spätestens mit ihrem letzten Longplayer "The Grand Encounter" (1997), zeigt die mit gewaltiger Range ausgestattete Diva, daß sie mit Dee Dee Bridgewater zu Recht auf dem Vocal-Jazz-Olymp gehört. Dianne Reeves ist am 17.10. im Jazzhaus als Eröffnungskonzert der Jubiläumsveranstalltungen zu hören.

"A jack of many trades" kann man Mike Stern in Anbetracht seines musikalischen Wirkungskreises nennen. Der Gitarrist, von B.B.King, Eric Clapton und Jimmy Hendrixs beeinflußt, hat bei Pat Metheny studiert, war bis zu seinem Eintritt in die Davis Formation der frühen 80er, als Bandmember bei Blood, Sweat and Tears aktiv. Von Jazz, Blues über Fusion zu Rock, er beherrscht die unterschiedlichsten Stilrichtungen. Im Jazzhaus gastiert er zum wiederholten Male am 29.10..

Am 05.11. dann der eigentliche Höhepunkt, eines an Stars gespickten Festivals, die beiden Giganten Herbie Hancock & Wayne Shorter. "1+1" heißt die neue CD, ein Duett aus Piano und Sopransaxophone der Sonderklasse. Auf dieser, meist ruhigen "Reise durch Herz und Seele" zeigen die beiden Legenden der "wichtigsten Kunstform des 20. Jahrhunderts" warum sie zur "Champions League" des Jazz gehören. Rechtzeitig Karten besorgen!

Die eine ist dabei in der Republik ein "Household Name"zu werden, der andere ist ein gelehriger Schüler von Roy Ayers, der wie kein anderer die "Acid-Jazz-Szene" beeinflußt hat, die Rede ist von der Soulsängerin Jocelyn Brown, unsterblich geworden durch "Somebody Else’s Guy", und Ray Gaskins, Fusion-Saxophonist, der gerade seinen Longplayer "Shady Lane" veröffentlicht hat. Das wird eine Nacht voller Funk, Soul, Fusion, Jazz und Blues, Gaskins mit Band, featuring Jocelyn Brown, sind zu hören am 07.11..

Am 16.11. gastiert ein Innovator des Free Jazz, Charles Lloyd mit seinem Quartet. Von den einen als Pionier gefeiert, von anderen als Scharlatan abqualifiziert. In seinen besten Tagen ist Lloyd ein die Grenzen den Stilistik aufbrechender, improvisierender Tenor-Saxophonist, der -stark von Coltrane beeinflußt - die Ansätze des Free Jazz einem breiten Publikum nahebringt. Hingehen und Ausprobieren!

Peter Herbolzheimer mit seiner preisgekrönten Big Band ist am 22.11. im Jazzhaus zu hören. Der deutsche, in Rumänien geborene Bandleader, Trombonist, Arrangeur und Komponist ist einer der ganz großen Jazzmusiker des Landes. Nicht nur für die wachsende Gemeinde der Big- Band-Freunde ist ein großer Abend mit den extrem swingenden Sound von Herbolzheimer schon jetzt der Vorfreude wert.

Für mich findet der Höhepunkt am 23.11. statt mit der Waldi Heidepriem All Star-Session. Dieses Konzert hat für alle seine Freunde, Bewunderer und Kenner seines Wirkens eine ganz besondere Bedeutung. Heidepriem hat ein Star-Line-Up aufgeboten, das vom Feinsten ist: Albert Mangelsdorff an Trombone, Klaus Doldinger, Christof Lauer und Tony Lakatosh an Tenorsaxophon, Gary Baron an Flügelhorn, Waldi Heidepriem an Bösendorfer-Flügel, Thomas Heidepriem an Bass, Michael Kersting an Schlagzeug und Albert Nicolass an Percussion. Horace Silver Kompositionen, wie "Ecaroh", "Peace", "No Smokin’", "The Preacher", "St. Vitus Dance", "Strollin’"oder "Nica’s Dream", bilden das Grundkonzept. Desweitern steht "Be Bop" von Pud Powell auf dem Programm, ein sehr schnelles, sehr schweres und sehr selten gespieltes Stück. Waldi nennt das eine "heiße, moderne Speed-Session", bei der Albert Mangelsdorff spielen wird, spielen müssen wird, wie man ihn seit dreißig Jahren nicht mehr gehört hat, so Heidepriem. Die Stücke verlangen absolute Hard Bop Improvisationen, natürlich mit den heutigen modernen, swingenden Interpretationen, die von den oben genannten Stars "gepflegt" werden. Ein Abend, der sicher in die lange Geschichte der Freiburger Jazz Szene als besonderes "Highlight" eingehen wird. Übrigens hat Dee Dee Bridgewater mit "Love and Peace" 1994 ein phantastisches "Tribute to Horace Silver" vorgelegt. Zur Einstimmung ist diese CD sicher empfehlenswert.

Außerdem sind während dieser Wochen Bim Sherman, Lucky Peterson, Cubanissimo, Moskow Art Trio, Nils Landgren Funk Unit, Arto Lindsay und Cultured Pearls zu hören.

Ein Programm das sich sehen (und vor allem hören) lassen kann. Viel Spaß!

Ihr,

Christian H. Hodeige

 

Programm September 1997

Dienstag 2 Offene Bühne des Folk & Blues Club
Mittwoch 3 The Jazz-Pistols
Donnerstag 4 Persische und afghanische Tänze
Atussa Fashir Afshani
Freitag 5 Postrock aus Chicago
The Sea and the Cake
Support: Rex (USA)
Samstag 6 Punkrock-Comedy-Live-Show
Heiter bis Wolkig
Sonntag 7 Session Time
Modern Jazz
Dienstag 9 Die Diva von den Kapverden
Cesaria Evora
Vorverkauf
Mittwoch 10 Salsa
Issac Delgado y su Grupo (Kuba)
Vorverkauf
Donnerstag 11 New Orleans Grenzgänger
Freitag 12 Electronic Avantgarde Pop
Mouse on Mars
Support: Holosud
Vorverkauf
Samstag 13 DJ-Nacht vom Blue Note Cafe London
DJ Eddie Piller , DJ Oss
Live: The Wizards of Ooze
Sonntag 14 Session Time
Modern Jazz
Dienstag 16 Jazz
Nico de Haen Quartett
Mittwoch 17 Marsha Bijlsma & Band
feat. Benny Baily
Donnerstag 18 Oldtime Jazz-Session
Freitag 19 Ronnie Laws & Band
(A tribute to Eddie Harris & More)
Samstag 20 Boogie Night
Mojo Blues Band
Trio Boogie Connection
Sonntag 21 Session Time
Modern Jazz
Montag 22 Jazz & Rockschule: Recital 1
Dienstag 23 Folkguitar meets Chinese Harp
Xu Feng Xia & Larry Conklin
Mittwoch 24 Valse Musette
Amusette
Donnerstag 25 Dixie, Swing & Blues
Greentown Jazzband
Freitag 26 Folk
Jackie Leven & Band
Vorverkauf
Samstag 27 Studentenwerk
Büchertage & Literaturforum Südwest
Sonntag 28 Session Time
Modern Jazz
Montag 29 Blues, Rock, Acid Jazz
029
Jazz & Rockschule Freiburg
Dienstag 30 Isatmbul Oriental Ensemble
Vorverkauf

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